Nach dem 0:0 und der Fast-Blamage von Rekord-Weltmeister Brasilien in
Kolumbien werden die Rufe nach Ronaldo immer lauter. "Il Fenomeno" soll dem
schwachen Sturm wieder mehr Durchschlagskraft geben. Bereits im zweiten Duell in
der südamerikanischen WM-Qualifikation am Mittwoch in Rio de Janeiro gegen
Ecuador soll Ronaldo wieder auflaufen.
Parreira, der sein Traineramt bei der Selecao gegen den Posten als Auswahlcoach
beim kommenden WM-Gastgeber Südafrika eintauschte, meinte schon vor wenigen
Tagen: "Die Eliminatorias beginnen, und Dunga hat immer noch keinen Torgaranten."
Deshalb gibt er seinem Nachfolger zu bedenken: "Ronaldo ist ohne Zweifel unser
bester Stürmer. Jetzt muss er nur beweisen, dass er wieder ins Team zurück will."
Die jüngste Stimme zum Problemfall Torjäger kommt aus Ronaldos Klub AC Mailand.
Ex-Weltmeister Leonardo, der für die Lombarden Spielertransfers aus Brasilien in
die Wege leitet, bekannte nach der ernüchternden Nullnummer in Bogota: "Die
aktuelle Mannschaft hat keine Sturmspitze. Der erste Spieler, der mir für diese
Position einfällt, ist immer noch Ronaldo."
Der 31-Jährige, der bei der Endrunde 2006 trotz Übergewichts mit drei Treffern
den zuvor von Gerd Müller (14) gehaltenen WM-Torrekord auf 15 erhöhte, fand seit
dem Viertelfinal-Aus in Deutschland in der Selecao jedoch keine Berücksichtigung
mehr. In 105 Länderspielen unterstrich Ronaldo, der seine in der
Saisonvorbereitung erlittene Muskelverletzung fast auskuriert hat, seinen
Torriecher 69-mal (Schnitt 0,64).
Nachfolger fehlt Torinstinkt
Den Nachfolgern fehlt dagegen der Torinstinkt - zumindest im kanariengelben
Trikot. Vagner Love, immerhin in 17 von 21 Spielen unter Dunga im Einsatz,
bringt es auf drei Tore (Schnitt: 0,18). Afonso, zuletzt gleich siebenmal in
einem Spiel für den niederländischen Erstligisten SC Heerenveen erfolgreich,
lief achtmal auf, traf dabei ein einziges Mal (0,13). In die Bresche springen
bislang in Robinho (7 Tore) und Kaka (6) zwei, die bei der WM 2006 hinter
Ronaldo noch Vorbereiter waren.
Dennoch hoffen die 70.000 mit Tickets ausgestatteten Fans am Zuckerhut bei der
Rückkehr der Selecao nach sieben Jahren ins modernisierte Maracana-Stadion gegen
Ecuador, das nach dem 0:1 daheim gegen Venezuela die nächste Schlappe droht, auf
ein Fußballfest. Schließlich spielt der fünfmalige WM-Champion nach 21
Gastauftritten erstmals unter Dunga auf heimischem Boden.
Auf den Heimvorteil setzen in den übrigen Partien am Mittwoch auch Bolivien in
La Paz gegen Kolumbien, Chile in Santiago de Chile gegen Peru sowie Paraguay in
Asuncion gegen Uruguay, das als einziges Team dieses Sextetts zum
Eliminatorias-Start gewonnenen hatte. Bereits in der Nacht zuvor standen sich in
Maracaibo in Venezuela und Argentinien zwei weitere Auftaktsieger gegenüber. |